Vierzehnter Tag – Von La Lande nach Pontaubault

Freitag 19.08.2022
Start 10:00 / Ende 17:00 / 55 km

Gute Nacht

Die Nacht auf dem Campingplatz war durchwachsen. Bei der Auswahl habe ich nicht auf die Lage geachtet. Eine stark befahrene Landstraße grenzt unmittelbar an das Gelände. Bis spät in den Abend und früh am Morgen sind es vor allem die LKW die den Lärmpegel hoch halten haben. In der Nacht hat es geregnet. Mehrmals ein bisschen. Trotzdem ist das Zelt am Morgen trocken. Ich kann alles zusammenrollen und in der großen Packtasche verstauen. Am Himmel stauen sich Wolken. Besser schnell packen und los..

– Camping La Lande – Alles trocken –

Boxenstopp 4

Der Luftdruck im Hinterrad lässt mal wieder zu wünschen übrig. Mit 3,5 Bar fährt das Rad sehr gut. Ich schätze die Hälfte ist noch drin. Es fühlt sich schwammig an. Nur einen Kilometer weiter sehe ich eine Tankstelle. Die kommt wie gerufen. Es gibt im Außenbereich keine Druckluft, aber die Dame an der Kasse meint, ich in die angeschlossene Werkstatt gehen.
Ich schiebe mein bepacktes Rad in die dunkle Halle. Mehrere PKW stehen auf Hebebühnen, es sind Geräusche von Metall auf Metall zu hören, aber kein Mensch zu sehen. Etwas lauter rufe ich ein Bonjour in die Halle und es kommt jemand aus der Grube heraus und guckt mich an. Ich versuche meinem Wunsch nach Pressluft Ausdruck zu geben. „Aire pressure“, ob Druckluft so heißt, keinen Ahnung.
Auf jeden Fall kommt keine Antwort auf mein Bonjour oder meine Frage zurück. Dann deute ich auf den Reifen. Der Mechaniker schüttelt den Kopf als er das Fahrradventil sieht.
Ich sage ihm, einen Adapter habe ich dabei, krame in der Packtasche und finde das kleine Ding. Er hat sich schon abgewendet. Dauert zu lange. Ich mache mich wieder bemerkbar, er dreht sich um holt die Pressluft und in Sekunden ist der Luftdruck auf 3,5 Bar. Ich freue mich sehr und bedanke mich. Keine Antwort, kein „au revoir, nichts. Ich vermute, vor mir hat sich noch keiner mit einem Fahrrad in die Werkstatt getraut.

Der Regen ist da

Bisher hat es kein einziges mal auf der Tour geregnet. Das wird heute nachgeholt. Kaum bi ich aus der Werkstatt raus, fängt es an zu regnen. Nicht nur ein bisschen. Die Regenjacke habe ich Griffbereit verstaut und entscheide dafür die Jacke jetzt anzuziehen. In der Bäckerei im nächsten Ort bekomme ich mitleidige Blicke.
Mit meiner Tüte Croissants stehe ich, durch eine Markise vorm Regen geschützt und warte ab. Fünf Minuten später gebe ich auf. Es hilft nichts. Wenn ich heute irgendwie weiter kommen möchte, dann muss ich im Regen fahren. Es dauert nicht lange und ich bin komplett durchnässt. Nach 10 Kilometern fahre ich durch Cerences und lege die erste Kaffeepause in einer Bar-Tabac ein. Patschnass und tropfend bestelle ich den Kaffee an der Theke. Der doppelte Espresso ist super, keine 5 Minuten später fahre ich weiter. Im Regen.

– Hinter Coutances – Es regnet –

Es regnet noch immer

23 Kilometer im Regen. Es hört einfach nicht auf. Trotzdem muss ich eine Pause machen. Bei Le Prieurie kann ich mich unter einem Baum unterstellen. Das ist es nicht trocken, aber immerhin kommen die Tropfen gedämpft bei mir an. Die Strecke habe ich nicht gut geplant. Es ist nur Landstraße, eine stark befahrene Departemental, was mich langsam nervt. Egal ob die Straße trocken oder nass ist, egal ob es sich um ein kleines Gefährt oder einen LKW handelt, die Fahrweise ist sehr ambitioniert und für meinen Geschmack könnte der Abstand zu mir größer sein.
Nach 32 Kilometern lege ich den zweiten Kaffeestop in einer Bar-Tabac ein. Auf Nachfrage gibt es WLAN. Ich freue mich. Die Route plane ich am Tablet nochmal neu, vorwiegend auf Nebenstraßen.
Auf der neuen Route ist weniger Verkehr, aber ich fahre weiter durch den Regen. Es macht mir langsam nichts mehr aus. Hauptsache, das Zeug in den Packtaschen bleibt trocken. In Avranches kommt der letzte heftige Anstieg des Tages. Ich fülle Proviant im Carrefour auf. Nur noch ein paar Kilometer zu fahren. Aus dem Ort führt mich eine Straße mit 18% Gefälle. Von der Straße aus kann ich die Bucht und den Mont St. Michel gut sehen.

– Mont St. Michel –

Angekommen auf dem „Camping de la Sélune“

Nach 55 im Regen gefahrenen Kilometern, hört es kurz vor Pontaubault endlich auf. Die letzten Meter rolle ich an der Sélune vorbei. Pitschnasse Schafe gucken mir dabei gelangweilt zu.

– Pontaubault – Schafe im Regen –

Der kleine Campingplatz liegt am Ortsrand. Es ist nicht viel los und ich darf mir meinen Platz aussuchen. Das Zelt ist schnell aufgebaut. Zum kochen habe ich keine Lust mehr. Es gibt Baguette und Camembert aus Isigny-su-Mer. Ein Huhn ist Dauergast und interessiert sich für die Krümel.

– Camping La Selune – Die Sonne Scheint –

Zum Blog schreiben fehlt mir die Energie und auch alle Stromspeicher sind runter auf null Prozent. Das Tablet zeigt nur eine leere Batterie auf dem Startbildschirm. Ich versuche alles über Nacht an den installierten USB Buchsen aufzuladen.