Freitag 5.7.2024 – 111 Kilometer – Gesamt 136 Kilometer
Runter vom Schiff
Um sechs Uhr kommt die erste Durchsage. Die Finntrader legt um sieben in Malmö an. Ich bin zu müde, Aufstehen unmöglich. Snooze Taste…
Eine halbe Stunde die nächste Durchsage mit der Aufforderung sich zu den Parkdecks zu begeben. Jetzt schaffe ich es und stehe auf. Den Finger habe ich vergessen und merke auf schmerzhafte Art, dass irgendwas nicht stimmt. Ich tippe auf eine heftige Verstauchung. Ich beeile mich mit der Dusche und dem Einpacken und bin pünktlich um sieben am Parkdeck. Die beiden Radlerinnen sind auch schon da und wir führen unsere Unterhaltung von gestern fort.

Französisches Frühstück
Zu dritt fahren wir aus dem Hafen heraus und suchen uns einen Weg ins Zentrum von Malmö. Irgendwo einen Kaffee trinken. Der Hafen ist ziemlich groß und die Beschilderung der Radwege kaum vorhanden.Acht Kilometer sind wir gefahren, als wir im Zentrum ankommen. Die Sonne scheint, es ist toll. Wir finden ein Kaffee und unterhalten uns weiter. Beide fahren auch nach Norden, aber erstmal den Eurovelo 10 an der schwedischen Osteseeküste entlang.
Ich möchte durch das Landesinnere über Växjö nach Stockholm, aber vielleicht treffen wir uns auf der Reise wieder. Nachdem der Kaffe ausgetrunken ist wünschen wir uns „Bonne route“ !

Es geht los
Jetzt geht die Reise wirklich los. Der Himmel hinter mir sieht dunkel aus, die Sonne ist verschwunden und es beginnt zu regnen. Malmö ist groß. es dauert eine Weile bis ich am Stadtrand bin.Als es richtig anfängt zu regnen sehe ich das bekannte Logo von Lidl. Die Supermärkte scheint es mittlerweile in ganz Europa zu geben. Der erste Kanelbollen (Zimtschnecke) kommt also aus der Backwarentheke und nicht aus einer Bäckerei. Macht nix. Ist trotzdem lecker und ich stehe im trockenen.



Bisher bin ich nur auf asphaltierten Radwegen gefahren und die Navigation ist leicht. Der Wind ist zum Teil sehr kräftig und kommt immer von hinten.


In Hörsby haben mich die dunklen Wolken eingeholt. In der letzten Minute, bevor sich die Schleusen öffnen finde ich einen Fahrradunterstand. Schon wieder Glück gehabt. Zum Platzregen kommt ein Gewitter. Das Wasser steht ein paar Zentimeter hoch auf dem Asfalt. Ich wäre klatschnass geworden.



Nicht mehr weit
Der Platzregen ist schnell vorbei. Etwa 60 Kilometer liegen hinter mir. Das sollte eigentlich genug sein für den ersten Tag. Aber es gibt in Hörsby leider kein Hotel. Auf der Karte ist Kristianstad, die nächste größere Stadt, nicht weit weg. Etwa 20 Kilometer schätze ich. Das werde ich schaffen. Kanelbollen, Haribo und Cola werden mich unterstützen.
Bisher waren die Radwege geteert und in sehr gutem Zustand. Ab Hörsby wird das mit einem Mal anders. Ich fahre weiter auf einem überschwemmten Waldweg, mitten durch eine endlose Pfütze und unter tropfenden Bäumen. Eigentlich sehr idyllisch, aber ich merke den Schlafmangel und meine schlechte Kondition. Vor mir auf dem Weg ergreifen zwei Rehe die Flucht. Einen Radfahrer haben die hier bestimmt nicht erwartet. Ein paar Kilometer weiter wird der Waldweg trocken, es bleibt aber bei der gleichen Oberfläche. Mit 12 bis 16 km/h quäle ich mich vorwärts.

Bei der nächsten Gelegenheit versuche ich die geplante Route auf der Landstrasse abzukürzen. Das gelingt mir auch, der Seitenstreifen ist breit. Die Höchstgeschwindigkeit ausserorts ist in Schweden 80 km/h. Mir scheint, nur wenige halten sich daran. Der Krawall und in geringem Abstand überholt zu werden reicht mir langsam.

Ich gebe klein bei und fahre ab Tollarp auf dem vorgeschlagenen Radweg weiter. Dort steht auf einem Schild „Kristianstad 19 km“. Da habe ich mich mit der Entfernung gründlich verschätzt. Alle 5 Kilometer lege ich eine kurze Pause ein, trinke etwas und finde noch ein Haribo Roulette in der Lenkertasche 🙂 Der Radweg ist super angelegt, Teer statt festgestampfter Erde. Ich bin sehr froh, nicht mehr auf der Landstrasse zu fahren.
Keinen Meter weiter
Nach 111 Kilometern stehe ich endlich vor dem Hotel in Kristianstad. Beim Check in buche ich eine weitere Nacht. Die zweite Nacht kostet mehr als das doppelte der ersten, ganz schön heftige Preise. Egal. Das waren eindeutig zu viele Kilometer für den ersten Tag im Sattel und ich kann nicht mehr über eine Alternative nachdenken.