Dienstag 15.8.2023 – 70 Kilometer – Gesamt 2240
Frühstück und los
Der Kaffee im Hotel ist heute besonders gut, genau wie mein Hunger. In der Nacht war es still, ich habe gut geschlafen und bin erholt aufgewacht. Wie immer dauert es lange zu packen. Auf dem Schreibtisch steht die ganze Elektronik und ein WLAN Kennwort habe ich jetzt auch. Nach dem Frühstück nehme mir die Zeit und überarbeite einen Blog Eintrag von Riga und stelle Tag 32 online. Ich bin im Rückstand. Es passiert viel am Tag und am Abend bin ich erledigt. Mal schauen, ob ich das Blog noch in den Griff bekomme. Die Uhr zeigt elf, als ich den Zimmerschlüssel abgebe.

Haapsalu
In der Innenstadt von Haapsalu stehen besonders viele renovierte Holzhäuser. Es macht Spass die Architktur zu fotografieren, abzuwarten, bis das Licht stimmt und das Motiv nicht mehr verdeckt ist. Eilig habe ich es nicht. Nach fünf Kilometern Stadbummel habe ich genug. Proviant fülle ich im Coop gegenüber der Burg auf und fahre Richtung Ortsausgang.












Eurovelo 10
Der Eurovelo 10 führt auf einem Fahrradweg parallel zur Bundestrasse 9 aus Haapsalu heraus. Nach 13 Kilometern hört der Radweg, wie öfters, plötzlich auf und ich muss das Rad über eine große und viel befahrene Kreuzung schieben. Keiner rechnet mit einem Fußgänger, der ein bepacktes Rad durch die Gegend schiebt.
Ich biege ab und fahre in Richtung Linnamäe.


Auf der linken Seite fängt plötzlich wieder ein Radweg an. Die Oberfläche ist geschottert und lässt sich gut fahren. Hauptsache weg von der Strasse. Das Vergnügen dauert nicht lange. Wieder links abbiegen in Richtung Küste. Der fehlende Radweg wird durch fehlenden Verkehr kompensiert.



Im Zweifelsfall ist der Seitenstreifen breit genug, um dem motorisierten Verkehr Platz zu machen. Der Rückspiegel gibt mir das gute Gefühl, die Situation im Blick zu haben. Neben dem Smartfon das beste Zubehör am Lenker ! 35 Kilometer weiter wird endlich der Blick auf die Ostsee frei. Am Ende einer Wiese steht eine Herde Kühe. Ein paar der Tiere sind bis zur Hälfte im Wasser. Gute Idee, es ist heiss.

45 Kilomter sind gefahren, dann zeigt das Eurovelo 10 Schild auf eine noch kleinere Strasse. Da ist bestimmt gar nichts los. Der Asphalt verschwindet, die Strasse mutiert zum Waldweg mit zahlreichen Schlaglöchern in jeder Größe. Im Schritttempo fahre ich um die Löcher herum. 15 Kilometer geht es so weiter. Ich steige vom Rad, wenn mir Fahrzeuge entgegen kommen oder mich überholen.




60 Kilometer zeigt der Tageszähler auf dem Tacho an. So viel wollte ich heute nicht fahren, es ist höchste Zeit um nochmal Proviant und vor allem Wasser zu besorgen. Es ist nicht mehr weit bis zum Ziel. Nach 70 Kilometern stehe ich auf dem Naturcampingplatz RMK Kaibu1, direkt an der Küste. Kostet nix, kein Zaun, keine Dusche aber eine Trockentoilette.

Camping RMK Kaibu 1
Es steht nur ein anderes Zelt auf dem weitläufigen Areal. Ich baue das Zelt auf und packe den Campingkocher aus. Zur Abwechslung kein Couscous sondern 5 Minuten Nudeln. Zusammen mit einem Käsebrot ist der Hunger gestillt. Nachdem alle Fahrzeuge vom Parkplatz verschwunden sind, wird es ruhig. Sehr ruhig. Nur die Geräusche vom Wind und den Wellen sind zu hören. Ich packe die Wäscheleine aus und hänge die verschwitzten Sachen zum Lüften auf. Regen soll es keinen geben. Die Sonne zeigt sich am Abend nochmal, kurz bevor sie untergeht. Ein schönes Bild.




Nach der Geisterstunde fallen die ersten Tropfen aufs Zelt, dann fängt es an zu Donnern. Zu spät, um die Sachen von der Leine zu holen, alles wird nass. Nach mehr als einer Stunde hören Regen und Gewitter auf. Ich höre wie Regenwasser von den Bäumen tropft, oder sind das Geräusche von Bären die es auf meinen Proviant abgesehen haben, oder nähert sich ein Elch ? Ich bekomme gar nicht mit, wie ich wieder einschlafe. Von Bären und Elchen habe ich nicht geträumt.