Tag 25 – Von Pakalnė nach Klaipeda

Sonntag 30.7.2023 – 79 Kilometer – Gesamt 1486

Packen im Regen


Die Wetterprognose stimmt zu 100 %. Regen in der Nacht und am Morgen. Dreimal versuche ich das Zelt trocken zu bekommen, aber sobald es im halbwegs trockenen Zustand ist, fallen die nächsten Tropfen. Mir ist das egal, heute fahre ich nur bis Klaipeda über den Eurovleo 10. Das ist nicht weit. Knapp 60 Kilometer. Ausserdem stehe ich nicht im Regen, sondern in einem geräumigen Unterstand mit Kochplatz, Tischen und Bänken. Nur das Zelt steht im Regen.


Auch das Reiserad steht trocken, ein paar Spinnen haben die Speichen zum Netzbau entdeckt. Kurz nach zehn ist der letzte Tropfen gefallen, die Sonne kommt raus und in 10 Minuten ist das Zelt ausreichend getrocknet. Ich bin begeistert !
Mit der Besitzerin habe ich beim Zahlen ein Gespräch. Sie bestätigt, es fährt ein Schiff von Uostadvaris nach Nida, meinem Anknüpfunkt zum Eurovelo 10. Endlich weg von der Landstrasse. Weg von der 141 !

Pakalnė – Camping Vingis
Pakalnė – Camping Vingis – Tschüß und Danke

Aufwärmen

Das Schiff fährt vom Hafen in Uostadvaris nach Nida. Bis dahin sind es 5 Kilometer. Eine nasse Schotterpiste & starker Gegenwind bringen meinen Kreislauf auf Touren. Egal, in wenigen Minuten werde ich auf dem Schiff sitzen und kann verschnaufen.

Pakalnė – Nasse Schotterpiste & Gegenwind

Keine Fähre

Im Hafen liegen zwei Schiffe, die so aussehen, als wäre es mein schwimmender Untersatz nach Nida. Kein Personal zu sehen. Grundsätzlich fährt ein Schiff nach Nida, aber nicht am Sonntag. So ein Mist. Wäre zu schön gewesen. Erstmal zurück nach Rusne, Wasser und Proviant besorgen. Diesmal mit Rückenwind und auf Asphalt. Wie oft in solchen Situationen vergesse ich ein Foto zu knipsen..

Bundesstrase 141 – mit Radweg

Eine gute Verbindung nach Klaipeda kann ich nicht finden. Schotter- & Wellblechpiste kommen absolut nicht in Frage.
Übrig bleibt die 141 ! Ich bleibe der Bundesstrasse treu. So schlimm war es ja gestern nicht… (im Nachhinein ist alles schön).
Die ersten Kilometer läuft ein Radweg parallel zur Strasse…. Eine Falle.

Stop in Silute

Nur ein paar Kilometer sind gefahren. Zeit für Frühstück in Silute. Ein Kaffee finde ich nicht, abert es ist trocken, die Sonne scheint und der Platz auf der Bank mit Blick uaf die Sisa ist schön.

Silute – Sitzplätze an der Šyša
Silute – Marktplatz

Gut motiviert trete ich nach der Pause in die Pedale.

B141 – Ich mag nicht mehr

Hinter Silute hört der Radweg, wie öfters, plötzlich auf und ich fahre direkt auf der 141.

Bundesstrase 141 – ohne Radweg

Der Strassenzustand ändert sich laufend. Zwischen Abschnitten mit glattem Asphalt und Randstreifen, gibt es enge mit tiefen Spurrillen, ohne Randstreifen, Schlaglöchern usw.
Seit Silute habe ich starken Gegenwind. Der kostet Kraft und ich bin sehr langsam. Etwa 10 km/h. Das ist nicht gut für die Fahrstabilität. Ich muss aufpassen nicht in die Mitte der Fahrbahn zu steuern, oder in den Graben zu fahren. Volle Aufmerksamkeit, die ganze Zeit. Von der wunderschönen Landschaft sehe ich nicht viel. Mein Blick ist auf die kommenden 30 Meter gerichtet. Tunnelblick. Immer den Rückspiegel im Auge haben. Es ist wesentlich mehr Verkehr als gestern. Dabei ist heute Sonntag !
Als ich an einem nahe an der Fahrbahn stehenden Haus vorbei fahre will sich ein großer Rottweiler auf mich stürzen. Das Vieh ist zum Glück an der Leine und an der Leine sein Besitzer. Ich hatte die Hunde völlig vergessen. Vor Schreck fahre ich mitten auf die Fahrbahn. Es kommt kein Auto von hinten. Glück gehabt. Nicht mehr, nicht weniger.

Das beste zum Schluss

Langsam geht mir die Puste aus. Die Beine protestieren. Weit ist es nicht mehr. 13 Kilometer bis Klaipeda. Hinter einem Kreisverkehr wird die 141 zweispurig. Noch mehr Verkehr, aber wenn es zwei Spuren gibt, dann kann ich besser überholt werden, denke ich. Das Gegenteil ist der Fall, obwohl es noch einen Landstrasse ist, wird gefahren wie auf der Autobahn.

Ich darf, ganz offiziell, auf der rechten Seite fahren, aber nicht in der Meinung der Auto- und LKW Fahrer. Ich werde angehupt, geschnitten, ganz besonders von den PS starken Fahrzeugen. Mein Laune ist im Keller. Der Gegenwind wird stärker und das Streckenprofil ist nicht mehr flach. Es geht leicht auf- und Abwärts. I got no power…

Die letzten Kilometer will ich nur noch runter von der 141, finde eine alternative Route, nur um nach zwei Extrakilometern vor einer für Fußgänger und Radfahrere gesperrten Strasse vor ein Schranke zu stehen. Zufahrt nur für Lastverkehr zum Hafen. Das kann nicht wahr sein. Zurück auf die 141. Leider keine Bilder – Zu gefährlich am Rand der Fahrbahn zu knipsen.

Eurovelo durch Klaipeda

Noch 1,5 Kilometer, dann ist es soweit. Weg von der 141. Auf einem unsäglichen Radweg fahre ich durch die Aussenbereiche von Klaipeda in die Innenstadt.

Klaipeda – Radweg in die Stadt

Dort wird der Radweg mit einem Schlag besser, wenn nicht sogar perfekt. Da wurde viel Geld in die Planung und Ausführung gesteckt.

Klaipeda – Eurovelo in der Stadt

Endlich angekommen

10 Kilometer über Radwege durch die Innenstadt, dann stehe ich vorm Hotel. Sehr gut. Absteigen. Schnell unter die Dusche und ein die Altstadt angucken. Den Beinen gefällt es, einen andere Bewegung ausführen zu können. Mir auch. Die Altstadt sieht nett aus. Morgen ein Tag Pause in Klaipeda. Ich freue mich drauf !

Klaipeda – Altstadt