Samstag 29.7.2023 – 115 Kilometer – Gesamt 1397
Packen und los
In der Nacht habe ich nicht viel Schlaf bekommen. In Jurbarkas (zwei Kilometer vom Platz) gab es eine Veranstaltung mit live Musik, Bühne und unglaublich kräftiger PA. Mit Ohrstöpseln war von der Schlagermusik nicht mehr viel zu hören, aber die Stöpsel drücken in den Ohren, so dass ich deswegen nich einschlafen kann. Um sechs werden Kinder der übrigen Campingplatzbewohner wach und spielen Fußball. Da kann ich nicht weiter schlafen.. Wie bisher, Camping Roulette. Die Bank gewinnt.
Es gibt ein großartiges Frühstück. Im Supermarkt in Kaunas habe ich Instant Kaffee gekauft, das Getränk erinnert an Kaffee und ist heiss.
Beim Bezahlen komme ich mit dem Besitzer der Anlage ins Gespräch und kann meine Lücken in litauischer Geschichte stopfen lassen. Aus früh losfahren wird nix.

Die Sonne scheint, es ist warm. Den ersten Kilometer fahre ich auf dem Radweg an der Memel vorbei. So kann es bleiben.
Die 141
Nach dem kurzen Stück Radweg geht es auf der Bundesstrase 141 weiter. Der Verkehr hält sich in Grenzen.
12 Kilometer weiter sehe ich ein Schild mit Radsymbol und Pfeil nach Smalininkai. Der Ort ist bekannt für eine lange Allee mit großen Eichenbäumen. Im Ort besorge ich Verpflegung und habe vor dem kleinen Supermarkt ein Gespräch mit einer Kundin, auf Deutsch. Eine nette Überraschung. Hinter Smalininkai muss ich wieder auf die 141 .
Bis kurz vor Zemaitkiemes fahre ich weiter ich auf der 141. Lange Abschnitte sind schnurgerade und eintönig. Bisher hatte ich an keinem Tag Gegenwind. Heute ist es anders. Ein kräftiger Wind weht mir entgegen, immer von vorn. Es ist anstrengend. Ich komme vorwärts, im Schneckentempo. Slowcycling. Immer wieder schaue ich auf das Smartfon und prüfe, wie weit es noch ist. Alle 20 Kilometer ein kurzer Stop zum Trinken und Essen. Kilometerlang fahre ich durch Wald. Die Memel ist chon lange nicht mehr zu sehen.
Große Party
Nach 80 Kilometern auf der Bundesstrasse 141 kommt endlich die Kreuzung, an der ich in Richtung Silininkai abbiegen darf. Dort sehe ich ein Geschäft und ich fülle den Proviant auf. Nicht mehr weit, nur 12 Kilometer, dann bin ich da. Der Strassenbelag ist aus Asphalt !! Top ! Einen Kilometer später verwandelt sich die asphaltierte Landstrasse in eine Schotterpiste.

Der Gegenwind hat aufgehört, aber auf dem Schotter zu fahren kostet Kraft und erfordert Konzentration.
Den Campingplatz finde ich auf Anhieb. Nicht zu überhören. Mitten auf der zentralen Wiese steht ein Festzelt und da ist Stimmung. Es sind mehr als 100 Gäste. Die feiern wohl schon länger eine Party – mit live Musik zum mitsingen, verstärkt durch eine gute Anlage. Ein Gast hilft mir die Pächterin vom Campinglatz zu finden. Leider ist das ganze Areal exklusiv für eine Familienfeier vermietet… Sie bietet mir an das Zelt in ihrem Garten aufzuschlagen, aber es wird eine laute Nacht. Ich verzichte. Noch eine Nacht ohne Schlaf, dann muss ich ins Sanatorium.
Wieder auf die Piste
Die nächsten Campingplätze liegen hinter Rusne. Dorthin führt die 4213. Es sind zwanzig (!) Kilometer. Der Strassenzustand ist nicht besonders. Wellblechprofil, Schotter und loser Sand. Irgendwie wird es gehen.

Landschaftlich ist es schön und mit der tief stehenden Sonne werden die Wiesen in ein besonderes Licht getaucht. Motivationspausen lege ich alle 10 Kilometer ein. Der Hintern schmerzt gewaltig, die Handgelenke auch. Ich möchte nur noch vom Rad.
Camping Vingis
Beim ersten Campingplatz hinter Pakalne halte ich an. Es sieht nicht so aus, als ob der Platz geöffnet ist. Die Pächterin ist gnädig, ich kann bleiben, als einziger Gast.

Was für eine Ochsentour, meine Freude ist groß, endlich wirklich und echt Schluss für heute. Ich baue das Zelt auf, stelle mich unter die Dusche, verputze die restlichen Vorräte und falle in Tiefschlaf. Keine Schlagermusik. Nichts zu hören, ausser Vogelgezwitscher und die Maulwürfe unterm Zelt. Die Bank verliert.