Tag 20 – Von Wizajny nach Kaunas

Dienstag 25.7.2023 – 114 Kilometer – Gesamt 1191

Packen und los

Die Routine beim Packen wird besser. Schon beim Auspacken hole ich nur die nötigsten Sachen aus den Taschen, der Rest bleibt drin. Der Abbau des Zelts folgt einem festen Schema, ich brauche nicht mehr darüber nachzudenken. Zum Schluss kurze Kontrolle ob alle Heringe da sind. Fertig.


Ganz entspannt kann ich mich im Anschluss mit dem zweiten Gast auf dem Campingplatz unterhalten. Er ist auf dem Rückweg vom Nordkapp. Der Tour, die ich eigentlich für dieses Jahr geplant hatte.
Seine Reiseeindrücke sind abschreckend. Regen, Regen, Wind und Temperaturen im einstelligen Bereich. Etliche Steigungen, wenig gesehen, Zelten im Regen usw.. Es hört sich an wie eine Tortu(o)r. Wie soll es den beiden Bickepackern die ich Elblang getroffen habe erst im September ergehen ? Wenn ich zum Nordkapp fahre, muss das Wetter besser mitspielen…., das wünsche ich mir zu Weihnachten 🙂 !

Wizajny – Camping U Mani

Ganz oben

Noch kurz zum ABC Lädchen, Teilchen und vor allem Wasser besorgen, dann geht es los Richtung Kaunas. Ich bin der Meinung es geht nicht weiter hoch, aber da habe ich nicht genau auf die Karte gesehen. Noch in Wizajny geht es die ersten Meter bergauf. Meine Beinen protestieren. Zu früh, um Leistung abzurufen. Im allerkleinsten Gang schleiche ich durch den Ort. Es hört einfach nicht auf. Hügel runter, Hügel hoch, Hügel hoch. Dann passiere ich eine Baustelle.

Oben angekommen

Danach habe ich das Plateau erreicht. Zeit, zu verschnaufen und etwas zu frühstücken.

Die unsichtbare Grenze

Gut zehn Kilometer sind gefahren, als ich an der „Grenze“ stehe. Die ist nicht zu erkennen. Es ist ein grüner Übergang, keine Ahnung, ob es hier einen Zaun oder etwas anderes gegeben hat. Ein paar Wege verlaufen sowohl auf der polnischen als auch litauischen Seite parallel zur ehemaligen Grenze, aber sonst ist kein Unterschied auszumachen.

Wo ist die Grenze ?

Niemand ausser mir, das ist ja öfter der Fall, ist unterwegs. Na denn. Weiter geht es. Durch ein kurzes Stück Wald, dann passiere ich Felder. Die Landschaft ist wie auf der anderen Seite der Grenze. Hügel. Auf ud ab. Meine Beine wollen lieber ausruhen, als das Rad antreiben.

20 Kilometer 2 Autos

Der erste Ort den ich in Litauen passiere ist Liubavas. Ich freue mich, dass ich auf Asphalt fahre und keine Hofhunde nach meinen Waden schnappen 🙂
In Skaicial geht es zur Abwechslung richtig bergab. Spitzengeschwindigkeit des Tages -> 49,8 km/h. Rückenwind und Gefälle machen es möglich. Wenn das so weiter geht, bin ich am frühen Nachmittag in Kaunas.

Asphalt und Rückenwind

Es kommt natürlich anders. Vom Asphalt kommt der Wechsel auf eine Wellblechpiste ziemlich hart. Für die nächsten Kilometer quäle ich mich im Schritttempo über die breite Strasse. Schneller als sechs bis acht km/h zu fahren ist nicht drin. Sobald ich schneller werde, versucht das Rad mich aus dem Sattel zu werfen. Ich muss genau auf die Oberfläche schauen. Zwischendurch ist der Belag loser Sand oder Split. Das Vorderrad entwickelt dann ein Eigenleben. Bremsen, absteigen und schieben.

Wellblechpiste

Ich will mir nicht vorstellen, wie meine Knie aussehen, wenn ich mich auf dem Belag samt Fahrrad hinlege. Kurz vor dem Ende der Wellblechpiste kommt mir das zweite Auto des Tages entgegen. Kennzeichen mit LT. Ich bin wirklich in Litauen. Probleme mit dem Belag hat der Fahrer nicht. Das Tempo ist sportlich, in wenigen Sekunden stehe ich in einer Staubwolke. Na fein.
Danach kehrt stille ein. Nichts mehr zu hören. Ich bleibe einfach stehen und höre den Vögeln zu, bis mir langweilig wird.

Auf der Rennstrecke

Nach 30 Kilometern komme ich in Kalvaria an. Der erste größerer Ort und Zeit für den erster Einkauf in Litauen. Der kleine Discounter in der Ortsmitte gehört zu IKI Kette. Statt in Zloti stehen die Preise in Euro auf den Artikeln. Gleiches Preisniveau wie zu Hause.
Leider verstehe ich die Kassiererin nicht und Sie mich auch nicht… Egal. Bezahlen klappt immer.
Auf dem zentralen Platz lege ich die zweite Pause ein, mit Brötchen & Käse und zum Abschluss ein Twix.

Kalvarija – Ortsmitte

Weiter geht es und zwar auf der Landstrasse. Viel Verkehr und alle sind besonders schnell unterwegs. Auch die LKW. Gibt es bei dieser Art von Fahrzeugen nicht eine automatische Begrenzung auf 80 km/h ?

Landstrasse – Kein Seitenstreifen – Gefährliches Pflaster

Wo es geht, versuche ich nicht auf der Landstrasse zu fahren, aber erst nach 25 Kilometern ist es soweit. Den krasseste Moment erlebeich, als ein entgegenkommender PKW überholt. Der überholte PKW ist schnell, der Überholer aber viel schneller. Schätze so 160 km/h. Es bleiben 1,5 Meter Luft zwischen mir und 2 Tonnen beschleunigter Masse. Ein Fehler und ich brauche keinen Sarg. Für heute war es die letzte extreme Situationen mit PKW. Ich ziehe die kläffenden Hunde in Zukunft vor.

Nix los auf der Nebenstrecke

Ohne es zu bemerken habe ich das Land der Hügel verlassen. Es wird zunehmend flacher. Der Wind im Rücken schiebt mch die kleinen Bodenwellen hoch und mit Tempo geht es herunter. Auf den Nebenstrecken ist wenig los, die meisten PKW fahren einen Bogen um mich herum. Viel besser als auf der Landstrasse.

Weg nach Kaunas – Objekt im Vorgarten

Die Gegend könnte als eintönig beshrieben werden, aber ich finde es super. Durch Felder zu fahren und hoch über mir die Wolken zu sehen. Es ist großartig. Vielleicht habe ich die Vorliebe für die Kombination von Ackerflächen und Himmel von meinem Opa geerbt.

Felder und Wälder

Nach 50 Kilometern komme ich Kaunas näher und verlasse die Landstrasse.

Durch die Stadtautobahn

Ich muss von der Nebenstrecke einmal über die A5 und eine Eisenbahnstrecke. In Mauruciai schiebe ich das Rad über die Bahngleise, durch den Güterbahnhof (betreten verboten) und komme so auf einen Radweg parallel zur Autobahn.

Radweg – Daneben die Autobahn

5 Kilometer weiter fahre ich durch einen Vorort, der im wesentlichen aus neuen Wohnhäusern besteht. Das sind Schleichwege, ohne Navigation auf dem Smartfon wäre ich aufgeschmissen.
In Garliava treffe ich auf eine Hauptstrasse, die mich schnurgerade bis zur Memel führt.

Die Memel

Noch eine knackige Abfahrt, dann stehe ich auf der Vytautas Brücke. Das Hotel ist um die Ecke. Nach 114 Kilometern steige ich vom Rad. Der Nacken ist verspannt, aber ansonsten alles okay.