Sonntag 21.08.2022
Start 10:00 / Ende / 16:45 / 67 km
Einpacken und weg
In der Nacht haben mich keine Geräusche geweckt und irgendwann bin am Morgen wach geworden. Zum Frühstück Teilchen von gestern. Einpacken. Das Zelt ist vom Tauwasser mal wieder nass geworden. Den ganzen feuchten Kram zurre ich oben auf dem Gepäckträger fest und schiebe das Rad vom Campingplatz. Zuerst muss ich auf die andere Seite der Stadt, Richtung Bahnhof.
Sofort den ersten Berg hoch. Erster Gang. Der Kreislauf will nicht mitmachen. Es ist Sonntag, aber in der Innenstadt sehe ich kein geöffnetes Café. Na so was…

Kaum habe ich die Landstraße die aus Dinan herausführt gefunden, fängt es an zu regnen. Erst ein bisschen. Das geht ohne Regenjacke, denke ich mir. Aber es ist kühl und der Regen wird bei leichten Gegenwind mehr. Es reicht. Ich ziehe die Regenjacke über. Schon besser. Meine Routenplanung führt mich auf kleinen Wegen durch die verregnete Landschaft. Vorbei an allen Ansiedlungen.
Kaffee bitte
Nach zehn Kilometern bin ich durchweicht. Alles nass. Meine Laune sinkt in den Keller. Ich ziehe am Bremshebel, als meine Route eine größere Departemental kreuzt.
Es reicht. Ich brauche unbedingt einen Kaffee. Der hat bisher immer gewirkt. Mein Entschluss steht fest. Der nächste größere Ort, Corseul ist etwa 2 km entfernt. Also fahre ich auf der Landstrasse. Die ist sehr gut ausgebaut, aber wenig Verkehr. Von weitem sehe ich die Kirchturmspitze. Es geht bergauf.
Mitten im Ort hat eine Bar-Tabac geöffnet. Herrlich. Der doppelte Espresso ist kräftig. Direkt Gegenüber ist die Bäckerei, dort kaufe ich eine Fougasse a la Maisaon und einen Far au Pruneaux (Eine Art Käsekuchen mit Pflaumen, bretonische Spezialität).
In der Bar warte ich 5 Minuten. Dann nochmal 5 Minuten. Es regnet weiter und von drinnen sieht es schlimmer aus, als es wahrscheinlich ist.
Da ich meine Route schon verlassen habe und wenig Lust verspüre wegen der Navigation ständig auf das Handy zu gucken, plane ich um. Auf der Landkarte suche ich ein paar Orte heraus, die in Richtung Lamballe an Landstraßen liegen. Nach Ortsschildern zu fahren ist einfacher als auf das Display zu gucken. Dort trifft sich meine improvisierte Route mit der gestern geplanten. So gerne ich will, dass es aufhört zu regnen, ewig darauf warten möchte ich hier nicht.
It’s raining again
Ich verlasse die trockene Bar und fahre im Regen weiter. Minuten später ist es mir völlig egal. Auf der kleine D 68 nach Borseult ist außer mir keiner unterwegs.

Der Regen streicht über die Felder. Wurde auch höchste Zeit. Immer wieder geht es rauf und runter, aber ich muss kein einziges Mal schieben. Es fällt mir auch nicht mehr so schwer eine Steigung hoch zu fahren wie am Anfang der Reise.
In Borseult lege ich eine zweite Frühstückspause ein. Fougasse und Far Pruneaux verschwinden aus dem Jutebeutel in den Magen. Nach 24 Kilometern geht es eine lange Abfahrt runter. Bis zum Gewässer „L’Arguenon“. Eine Brücke führt auf die andere Seite. Kamera auspacken und ein Foto knipsen.

Wie zu erwarten geht es wieder hoch. Ziemlich steil und ziemlich lange. Mir wird trotz dem kühlen Regen sehr warm, vor allem am Kopf.

Im ersten Gang muss ich mich anstrengen um im Schritttempo weiter zu kommen. Irgendwann erreiche ich am Ende der Steigung den Ort Pléven. Es ist schon Mittag, aber ein Minisupermarkt ist geöffnet. Das ist gut, denn mein Wasser ist bereits aufgebraucht.
Durch den Wald
Hinter Pléven führt mich die Route auf der D28 in Richtung Lamballe. Immer weiter durch einen großen Laubwald. Es ist absolut fantastisch. Der Regen prasselt auf die Blätter. Es ist laut, aber herrlich. Die Blätter und der schwarze Asphalt glänzen vom Wasser. Ich schalte zwei Gänge runter um mich von der lezten Bergetappe zu erholen und den Abschnitt zu verlängern.

Die wenigen PKW die mit entgegen kommen oder mich überholen kann ich an einer Hand abzählen. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor, bis ich den Wald kurz vor Lamballe verlasse.
Lamballe nächster Kaffee
Das kleine Städtchen gefällt mir gut. Die kleinen Straßen sind gesäumt von alten Häusern. Im Ortskern stehen sogar Fachwerkbauten. Es scheint touristisch zu sein, aber es hat nichts geöffnet. Wie am Morgen in Dinan. Schließlich entdecke ich ein Restaurant und bekomme den zweiten doppelten Espresso des Tages. Der wurde auch nötig.

Der Regen hat nachgelassen. Als ich aus dem Ort heraus fahre hört es ganz auf. Prima. Nach 49 Kilometern lege ich eine Mittagspause ein und verspeise die Reste des gut gereiften Camembert aus Isigngy-sur-Mer mit einem halben Baguette. Es ist kaum zu glauben, welche Mengen an Verpflegung ich am Tag wegputze.
Ankommen in Saint-Brieuc
Nach der Pause fängt es prompt wieder an mit dem Regen. Ich gewöhne mich dran und ertrage es. Hoffentlich kann ich das Zelt im trockenen aufstellen. Der Weg führt durch Yffiniac, den Geburtsort von Bernard Hinault.

Vor Saint-Brieuc geht es nochmal lange und steil bergauf. Meine Beine sind müde. Der Campingplatz liegt in der Stadt und die Navigation auf den letzten zwei Kilometern fordert meine volle Aufmerksamkeit.

Ich habe nicht bemerkt, dass der Regen aufgehört hat. Ich freue mich angekommen zu sein, einen schönen Platz ausgewählt und das Zelt im trockenen aufbauen zu können. So einfach kann das Leben sein. Fünf Meter vom Zelt entfernt fließt ein kleiner Bach, „Le Gouédic“ vorbei. Sehr idyllisch. Morgen werde ich Paimpol, das Ziel meiner Reise erreichen.