Sonntag 14.08.2022
Start 10:00 / Ende / 19:00 Strecke: 79 km
Nie wieder aufstehen
Die vergangene Nacht habe ich so gut geschlafen, wie lange nicht. Es war kaum ein Geräusch zu hören. Von Mücken habe ich geträumt, aber keine neuen Stiche festgestellt. Gerne wäre ich liegen geblieben. Beim wach werden kamen mir wieder Zweifel, ob ich es schaffen werde, weiter zu fahren. Die letzten zwei Tagen waren eine harte Probe für mich. Kurze Zeit später waren die Gedanken verflogen und spätestens beim Frühstück mit Anne und Ricardo komplett verschwunden. Gestern Abend war ich zu müde, um ein längeres Gespräch führen zu können, das haben wir beim Frühstück mit Kaffee und Baguette nachgeholt. Vielen Dank für alles Anne & Ricardo !!
Kein Plan
Bisher hatte ich jeden Abend eine konkrete Vorstellung davon, wo es am nächsten Tag hingegen soll. Ich braucht keine Minute vor dem Frühstück darüber nachzudenken. Heute war das anders.
Vom Haus meiner Gastgeber bin ich in die Innenstadt von Rouen gerollt. Immer nur den Berg runter 🙂 !


Es war nicht viel los am Sonntagmorgen aber im ersten offenen Kaffee (mit WiFi), was ich gefunden habe standen die Kunden Schlange. Irgendwann war ich an der Reihe und konnte meinen Espresso und Croissants bestellen. Obwohl ich wenige Minuten vorher ein gutes Frühstück hatte. Für Croissants scheint immer Platz zu sein.

Mit Hilfe des Routenplaners habe ich mich für den Weg nach Honfleur auf der linken Seite der Seine entlang entschieden. Schon ging es mir besser.
Ab in die Werkstatt
Bevor es aus Rouen heraus ging habe ich gespürt, dass mit dem Hinterrad etwas nicht stimmt. Vorgestern habe ich den Luftdruck kontrolliert und etwas Luft nach gepumpt. Hat nicht lange gehalten.
An einer Tankstelle ergab sich die perfekte Gelegenheit alles abzuladen, das Hinterrad auszubauen, den Schlauch zu wechseln und mit Druckluft aufzupumpen. Mit der Luft von der Tanke und einem Adapter von Autoventil auf Presta geht das fix. Ich hätte mit der kleinen Fahrradpumpe ewig gebraucht und die Arme wären mir abgefallen. Werkzeug und Ersatzschlauch waren im Gepäck. Schön, wenn es sich lohnt, das Equipment herum zu fahren 🙂
Der Berg ruft (1)
Kaum lag die Stadtgrenze hinter mir, ging es aufwärts. Immer weiter. Und zwar so, dass ich nur im kleinsten Gang fahren konnte. Schritttempo. Kilometer um Kilometer. Manchmal ist es gut, nicht genau zu wissen, wie lange so ein Zustand dauert.
Nach 20 Kilometern kam vor Duclair die Erlösung. Es ging endlich wieder runter in Richtung Seine. In der Stadt hatte eine Bäckerei offen. Super. Mit Quiche, Croissants und Brioche kann die Fahrt weiter gehen.

Die nächsten 10 Kilometer verliefen auf einer ehemaligen Bahnstrecke. Kein Verkehr. Ein grünes Blätterdach über mir. Es war auch nicht so heiß wie die vergangenen Tage und die Sonne war hinter den Wolken versteckt. Geschwitzt habe ich trotzdem.
In Yanville sollte mich eine Fähre auf die andere Seite der Seine bringen. Die ist aber am Sonntag nicht in Betrieb. Also weiter auf der rechten Seite bis Wandrille-Rancon.


Dort führt eine Brücke, die „Pont Brotonne“ über den Fluss. Der Ausblick auf die Landschaft belohnt die Anstrengung.
Endlich Mittagspause
Eine verspätete Mittagspause habe ich in Vatteville-la-Rue eingelegt. Etwa 48 Kilometer in den Beinen. Mir wurde klar, mein Tagesziel Honfleur werde ich nicht erreichen können.

Ricardo hatte mir am Morgen ein leckeres Baguette zurecht gemacht. Mit etwas im Magen konnte ich wieder nachdenken. Etwa 20 Kilometer weiter gibt es in Pont-Audemer einen Campingplatz „Camping Risle et Seine – Domaine des Etangs“. Bis dahin sollte ich es locker schaffen. An der Strecke sehe ich fast immer Häuser die mir gefallen.
Der Berg ruft (2)
Die Landschaft durch die ich heute gefahren bin, nennt sich „Bucles de Seine“. Das halte ich für untertrieben. Die Hügel hoch zu fahren ist wirklich fordernd. Die letzten zwanzig Kilometer nach Pont-Audemer hatten es in sich.

An der Seine bei Aizier lege ich die letzte Pause ein. Jetzt greife ich auf die 0,5 Liter Cola für besondere Fälle zurück. Der Weg knickt ab von der Seine in Richtung Pont Audemer und geht vermutlich aufwärts…. Nach einer rasanten Abfahrt kurz vor dem Ziel, habe ich mich gefreut am Campingplatz anzukommen und nicht abgewiesen zu werden. Meine schlechte Erfahrung von Freitag war wohl eine Ausnahme.

Zum ersten Mal regnet es. Nur ganz kurz und das Zelt war bereits aufgebaut. Ganz gemütlich drinnen im trockenen Zelt zu sitzen, mit dem Tablet auf dem Knien zu schreiben und dem Regen zuzuhören.
Wie weiter ?
Damit ich nicht mitten in der Nacht anfange mir Gedanken zu machen, war die erste Aktion nach dem Duschen und Abendessen die Routenplanung. Von Pont-Audemer nach Caen sind es etwa 90 km. Meistens an der Küste entlang. In Caen ins Hotel. Das klingt gut, das ist möglich !